Wie die weltbeste Barkeeperin eine Female Revolution einleitet

Die Norwegerin Monica Berg ist momentan der weibliche Star der internationalen Barszene. Grund: Mit ihrem Partner Alex Kratena und dem revolutionären Dualkonzept des „Tayēr + Elementary“ beeinflusst sie von London aus die Barwelt nachhaltig. Eine Erfolgsstory zwischen kreativer Schlichtheit und nachhaltiger Qualität.
April 25, 2024 | Text: Claudio Honsal | Fotos: Bernard Zieja,Tayer + Elementary, Emmanuel Rosario

Klar freut man sich über so eine Auszeichnung. Das wird nie zur Routine, doch es kommt immer darauf an, wie sehr man sich von Awards beeinflussen lässt. Ich versuche das vom Daily Business strikt zu trennen.“ Das sagt Monica Berg heute. Nachdem sie 2023 zum vierten Mal ensuite im „Bar World 100“-Ranking bei „The Industry’s Most Influential Figures 2023“ den ersten Platz für sich beanspruchen konnte.

Fakt ist: Monica Berg ist aktuell der weibliche Superstar der internationalen Barszene. Tatsache ist, die Luft an der Spitze bekommt ihr: „Somit mache ich mir keinen unnötigen Druck, verliere nicht den Bezug zur Realität und kann mich voll auf Team und Kreativität fokussieren“, postuliert die Norwegerin.

Klar freut man sich über so eine Auszeichnung. Das wird nie zur Routine, doch es kommt immer darauf an, wie sehr man sich von Awards beeinflussen lässt. Ich versuche das vom Daily Business strikt zu trennen.“ Das sagt Monica Berg heute. Nachdem sie 2023 zum vierten Mal ensuite im „Bar World 100“-Ranking bei „The Industry’s Most Influential Figures 2023“ den ersten Platz für sich beanspruchen konnte.

Fakt ist: Monica Berg ist aktuell der weibliche Superstar der internationalen Barszene. Tatsache ist, die Luft an der Spitze bekommt ihr: „Somit mache ich mir keinen unnötigen Druck, verliere nicht den Bezug zur Realität und kann mich voll auf Team und Kreativität fokussieren“, postuliert die Norwegerin.

Und so lässt es sie auch gänzlich kalt, dass ihre High-End-Bar „Tayēr + Elementary“ in den „World’s 50 Best Bars“ im Jahr 2023 vom zweiten auf den achten Platz abgerutscht ist. „Das beeinflusst unsere tägliche Arbeit und Qualität genauso wenig wie etwaige Erfolge.“

Geprägt durch die Natur Norwegens

Eine Bodenständigkeit, die nicht von ungefähr kommt. Im beschaulichen Oslo und in der idyllischen Familienhütte direkt an einem Fjord lernte Berg früh den behutsamen Umgang mit der Natur. Sämtliche Verwandten mütterlicherseits waren in der Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft tätig. „Ich lernte früh, dass man nicht alle Pilze pflücken darf, um wieder welche ernten zu können.

Nachhaltigkeit war kein Thema, es war normal für uns. Dieses Prinzip hat mich bis heute hinter den Tresen begleitet“, sagt sie. Ebenso normal war für sie das vom Vater gewünschte Wirtschaftsstudiu

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Monica Berg wurde als erste Frau zum „Barkeeper of the Year“. Selbst sieht sie ihren Beruf als „geschlechtsneutral“

m. „Langweilig zwar, aber bei der eigenen Firma nun doch sehr hilfreich.“

Bei uns zählt das, was im Glas drinnen ist. Nicht das Drumherum!
Monica Berg über ihren Minimalismus

Wie bei vielen Stars der Szene hatte auch bei Berg das Bar-Jobbing neben dem Studium nachhaltige Auswirkungen: „Dieser direkte Kontakt mit den Leuten, die Gespräche, die Cocktail-Kunst, das hat mich fasziniert.“ So sehr, dass sie gleich nach dem Diplom einen Kurs an der renommierten H. Butlers Bartending School absolvierte. Damit nicht genug: Im Anschluss unterrichtete sie dort gleich zwei Jahre lang das Fach „Bartending“ und übernahm nach der Pensionierung des General Managers gar als Direktorin das Zepter. Zur Einordnung: Damals war Monica Berg 23 Jahre alt. „Diese Schule war total unabhängig von der Industrie. Keine Unterstützung von Brands oder Promotion. Wir kauften jede Spirituose im Großhandel. Sehr wichtig für junge Bartender, dass ihnen niemand vorschreibt, was er verwenden muss“, sagt die Ex-Direktorin heute mahnend.

Monica Berg

1982 in Oslo geboren, jobbte sie während ihres Wirtschaftsstudiums in Bars, absolvierte die H. Butlers Bartending School, unterrichtete dort und übernahm sie später für zwei Jahre gar als Direktorin. Nebenbei mixte sie in der „Aqua Vitae“ Bar, wo sie 2011 ihren Lebens- und Geschäftspartner Alex Kratena kennenlernte. 2013 folgte die Übersiedlung nach London, 2019 eröffnete das Paar das „Tayēr + Elementary“. Berg wurde 2023 zur „Most Influental Figure“ der Barwelt gewählt— zum vierten Mal!

tayer-elementary.com

 

Dann, wieder war es ein Zufall, der ihre Zukunft ab 2011 bestimmen sollte: In der „Aqua Vitae Bar“ lernte sie so „nebenbei“ Alex Kratena, den aus Brünn stammenden Teilhaber der „Artesian Bar“ in London, kennen und bald auch lieben. 2013 brach sie ihre Bar-Zelte in Oslo endgültig ab, folgte Alex nach London, in die globale Bar-Hauptstadt.

Gemeinsame Sache des Mixology-Power-Couple

Infolge inspirierten und berieten sich die beiden Barprofis  drei Jahre lang an der Themse gegenseitig. Berg mixte als Head Bartender im „Pollen Street Social“, Alex managte seine „Artesian Bar“ und hatte mittlerweile viermal den ersten Platz im „World’s 50 Best“-Ranking eingesackt. Monica wurde derweilen mit dem „Altos Bartenders’ Bartender Award“ und dem „Linie Honory Award“ dekoriert – und als erste Frau weltweit als „Bartender of the Year“ ausgezeichnet. Der persönliche Zenit beider schien erreicht. Warum also eigentlich nicht etwas Eigenes, das sich von allen anderen Konzepten unterscheidet, gemeinsam starten? Gesagt, getan! 2018 wurde man fündig. „London ist wohl der härtest umkämpfte Markt, was Gastro-Locations anlangt“, stöhnt Berg. In der Old Street 152 konnten sich die zwei mit dem „Tayēr + Elementary“ aber schließlich ihren Traum erfüllen. Oder gar mehr?

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Nectarine + Cedarwood. Klarheit und Qualität des Cocktails werden durch kein überflüssiges oder bloß dekoratives Drumherum beeinflusst.

Eine Bar mit zwei Erfolgskonzepten

„Tayēr ist spanisch und bedeutet Werkstatt. Genau als das sehen wir unsere Bar auch und Elementary ist jener Teil des Konzeptes, der die Verbindung zu lokaler Küche darstellt“, erklärt Berg das revolutionäre Dual-Konzept-Lokal. Der vordere Teil der Location, das Elementary, ist dem Tagesgeschäft gewidmet und bietet einfache Drinks und hochwertige, kleine Speisen.

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Sandalwood Martini: Schlichter Martini mit einer holzigen, orientalischen Note, die Zitrusaromen hervorhebt

Das Tayēr dahinter öffnet erst abends. Minimalismus herrscht vor, was Ambiente, aber auch was Cocktails anlangt. „Bei uns zählt das, was im Glas drinnen ist und nicht das, was man drumherum anhäuft.“ Die Speisekarte wechselt im saisonalen Rhythmus, die Drinks werden schlicht nach dem Leitgeschmack und der Hauptspirituose benannt, dafür aber mehrmals in der Woche verändert — kein Platz für Firlefanz! „Was auf die Karte kommt, bestimmt unsere gesamte Crew. Und zwar einstimmig“, hebt Berg den Teamgeist hervor.

Eben für dieses Denken hat Berg im März auch den „Parabere Care Award 2024“ von Petra erhalten, der Geschäftspraktiken, faire und ethische Bedingungen und das Wohlbefinden des Teams würdigt. Ein preisgekröntes Doppelkonzept also, das ankommt. Schon im Gründungsjahr landeten Berg und Kratena mit ihrem „Tayēr + Elementary“ ohne Umwege auf Platz 5 der „World’s 50 Best Bars“. Während der Pandemie launchte man als eine der ersten Bars in London das „Tayēr LTD“ – ein Take-away-Konzept, das bis heute ein Renner ist.

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Welchen Unterschied macht eine Barkeeperin zu einem Barkeeper? Monica Berg hat es für sich herausgefunden

Wie weiblich ist Bartending wirklich?

Monica Berg hat vieles bewegt in der Branche. Was es bedeutet, als erste Frau „Bartender des Jahres“ zu sein, wurde ihr erst später bewusst. Heute weiß sie: „Barkeeper ist Barkeeper – völlig egal welches Geschlecht.“ Bartending ist für sie ein „neutraler, individueller, kreativer Traumberuf“, der sich nicht wesentlich verändert, aber durch Social Media an Prominenz und Präsenz gewonnen hat. Wenn man will mit nordischer Stoik skizziert sie ihren kometenhaften Aufstieg ebenfalls sehr analytisch: „Gegenseitiger Respekt, Verständnis und jede Nacht einfach etwas größer träumen als die Nacht zuvor!“

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